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Die­ser Bei­trag ist vor vie­len Jah­ren für die Web­sei­te mei­nes dama­li­gen Gym­na­si­ums geschrie­ben wor­den. Da das Inter­es­se an mei­ner Erfah­rung besteht, will ich den Bei­trag noch ein­mal ver­öf­fent­li­chen, wobei ich neben eini­gen sprach­li­chen Ände­run­gen auch pri­va­te Details aus­ge­las­sen habe.

Hal­lo, ich gehe in die 11. Klas­se unse­rer schö­nen Schu­le und ich gebe zu: Im letz­ten Schul­jahr fehl­te ich ver­dammt oft im Unter­richt, obwohl ich prak­tisch nie krank war – und die Leh­rer haben sich gefreut. Nicht, weil ich eine gro­ße Ner­ven­sä­ge bin, oder viel­leicht auch des­halb, son­dern weil ich par­al­lel zu mei­ner Schul­lauf­bahn ein wenig Mathe­ma­tik an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät stu­diert habe.

Man muss nicht beson­ders schlau sein

Viel­leicht den­ken sich eini­ge Leser genau das, was ich frü­her von sol­chen Leu­ten dach­te: „Mensch, der muss doch hoch­be­gabt sein“ oder „Das sind Genies, die so etwas kön­nen“. Ich füh­le mich aber nicht wirk­lich geni­al und sehe mich als ganz nor­ma­len Men­schen. Mei­ne Her­kunft pro­phe­zei­te mir auch nicht die Lauf­bahn eines Über­flie­gers – infol­ge der Kul­tur­re­vo­lu­ti­on und Migra­ti­on konn­ten mei­ne Eltern und Groß­el­tern kei­ne nen­nens­wer­te Bil­dung genie­ßen, geschwei­ge denn einen Schul­ab­schluss nach­wei­sen. Und trotz­dem besuch­te ich eben Mathe-Vor­le­sun­gen in mei­ner Schul- und Frei­zeit. Aber dass ich mich über­haupt dafür ange­mel­det habe, war mehr Zufall als Planung.

Ich war nicht ein­mal gut in Mathe. Oft­mals zau­ber­te mir frü­her eine Drei in einer Arbeit ein Lächeln ins Gesicht, denn bes­se­re Noten schrieb ich nie. Mei­ne Wahl, Mathe-Spe­zi­al als Leis­tungs­kurs zu wäh­len (das ist ein Kurs, bei der man wesent­lich mehr Mathe­ma­tik macht), war auch mehr oder weni­ger eine spon­ta­ne Ent­schei­dung, weil ich Lust auf eine Her­aus­for­de­rung hat­te. Aber Mathe­ma­tik stu­die­ren? Das kam bei mir frü­her nie in Fra­ge. Ein Kum­pel, mit dem ich damals gemein­sam Chi­ne­sisch gelernt habe, von mir hat mich aber dazu über­re­det, sich bei einem Pro­jekt der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät anzu­mel­den: „Stu­die­ren ab 16“. Und der Name ist Pro­gramm: Ab der 10. Klas­se (man musst also nicht ein­mal 16 sein oder einen MSA haben!) kann man sich dafür anmel­den und Lehr­ver­an­stal­tun­gen der TU besu­chen. Man wird auch nicht geson­dert behan­delt; man ist ein gleich­be­rech­tig­ter Stu­dent – aller­dings ohne Imma­tri­ku­la­ti­on oder Semes­ter­ti­cket. Er selbst hat die­ses Pro­gramm absol­viert und konn­te schon mit 19 Jah­ren einen voll­wer­ti­gen Bache­lor-Abschluss erwerben.

Ich hab mir dann gedacht: War­um nicht? Mir wür­den kei­ne Nach­tei­le erwach­sen und ich hat­te Lan­ge­wei­le. Viel­leicht spiel­te da auch mei­ne vor­her erwähn­te Lust auf eine Her­aus­for­de­rung eine Rolle.

Zum Anmel­den brauch­te ich nur das Ein­ver­ständ­nis der Schu­le. Mehr nicht, kei­ne Hoch­be­gab­ten­nach­wei­se, IQ-Tests, Emp­feh­lun­gen usw. Nur das Okay der Schu­le. Ich stell­te mich erst auf einen lan­gen Streit ein; schließ­lich muss­te ich lan­ge mit mir sel­ber rin­gen und dann soll ich die Schu­le über­zeu­gen, dass ich manch­mal im Unter­richt feh­len soll­te. Zu mei­ner Über­ra­schung wur­de das aber sehr posi­tiv auf­ge­nom­men. Ich muss­te nur ein paar Kur­se wech­seln und Son­der­er­laub­nis­se holen, den Unter­richt ver­pas­sen zu dür­fen. Nach­dem ich die Anmel­dung per Post an die TU ver­schickt habe, war ich dann auch fertig.

Aller Anfang ist schwer

Alle wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen wur­den mir nach einer Anmel­dung in einem Online-Por­tal der TU zuge­sen­det und dann war bereits der Weg in die ers­te Vor­le­sung geeb­net. Ich war mir noch unsi­cher, was mich erwar­ten wür­de. Ich muss­te schließ­lich von da an regel­mä­ßig zwi­schen Schu­le und Uni­ver­si­tät pen­deln und natür­lich auch alles vor- und nach­be­rei­ten, sowie Ver­pass­tes nach­ho­len. Beim Lesen hört man sicher her­aus: Das muss anstren­gend wer­den. Neben der Schu­le auch noch Uni­ver­si­tät und Freizeitbeschäftigung …

Das Pen­sum schien mäch­tig: Ich hat­te zwei Vor­le­sun­gen, eine Übungs­stun­de, ein Tuto­ri­um, und eine Zusatz-Übung jede Woche. Auch in den Feri­en. Drei Mona­te lang. Eine Vor­le­sung umfasst einen gan­zen Block, also 90 Minu­ten. Ich saß in einem gro­ßen Hör­saal und konn­te erstaunt beob­ach­ten, wie der Dozent qua­si mit der rech­ten Hand schrieb und mit der lin­ken Hand abwisch­te. Bei einer der­ma­ßen gro­ßen Geschwin­dig­keit den Inhalt zu lesen, auf­zu­schrei­ben und zu ver­ste­hen, war gar kein Kinderspiel!

In der Übungs­stun­de wie­der­hol­te sich prak­tisch das gesam­te Pro­ze­de­re: Schrei­ben, reden und wischen. Nur mit dem Unter­schied, dass der Lei­ter der Übungs­stun­de dar­über sprach, was wir in den Vor­le­sun­gen gelernt haben. Das war auch bit­ter nötig bei man­chen Din­gen, die nur für ein paar Minüt­chen behan­delt wurden.

In der Zusatz-Übung haben wir mit dem glei­chen Lei­ter der Übungs­stun­de The­men aus der Übung und aus dem bekann­ten Schul­stoff bespro­chen: Natür­lich mit dem gewohn­ten Sche­ma „Schrei­ben, reden, wischen“. Daher kam es in den Übun­gen und Zusatz-Übun­gen öfter vor, dass mei­ne Kom­mi­li­to­nen mit­ten in der Stun­de auf­stan­den und gin­gen, weil dort nichts Neu­es ein­ge­führt wird. Ich dage­gen habe ein­fach gleich die Ver­an­stal­tung geschwänzt, wenn ich kei­nen Übungs­be­darf sah. Es gab nie­man­den, der kon­trol­lier­te, ob ich anwe­send war oder nicht. In den vie­len Ver­an­stal­tun­gen fiel ich gar nicht auf; man konn­te mir sowie­so kaum anse­hen, dass ich Schü­ler war und es war den Men­schen völ­lig egal, ob man mit­ten in einer Ver­an­stal­tung ging. Nein, das war sogar erwünscht, unauf­fäl­lig hin und zurück zu gehen. Wie pein­lich wäre es denn, wenn man in einem Hör­saal mit hun­der­ten Hörern sich mel­det und den Dozen­ten bit­tet, aufs Klo gehen zu dürfen?

Im Tuto­ri­um bespra­chen wir nicht die The­men aus der Zusatz­übung, son­dern die Lösung wöchent­li­cher Haus­auf­ga­ben und weni­ger Übungs­auf­ga­ben, die ich tat­säch­lich selbst lösen durf­te. Ja, ich habe dazu Haus­auf­ga­ben auf­be­kom­men und muss­te mit der Schu­le klar­kom­men. Wöchent­lich vier bis sechs Auf­ga­ben, die ins­ge­samt 20 Punk­te wert waren. Das hört sich jetzt wenig an, aber hier kann man die Auf­ga­ben aus dem ers­ten Haus­auf­ga­ben­blatt sehen. Das soll­te mit Schul­wis­sen lös­bar sein:

[Aus urhe­ber­recht­li­chen Grün­den kann ich die­ses Bild nicht anhän­gen. Du kannst aber mal nach Haus­auf­ga­ben­blät­tern der Ana­ly­sis I goo­geln.]

Weil wir in einem Tuto­ri­um im Gegen­satz zu ande­ren Ver­an­stal­tun­gen weit weni­ger waren, konn­te der Unter­richt inter­ak­ti­ver gestal­tet wer­den. Wir durf­ten uns durch­aus betei­li­gen, wäh­rend in den rest­li­chen Ver­an­stal­tun­gen geschrie­ben, gere­det und gewischt wur­de – ohne unse­re Betei­li­gung. Im Gegen­satz zur Schu­le konn­te ich also nicht mehr pro­blem­los für weni­ge Sekun­den kurz ein wenig ruhen, mein Hirn muss­te wäh­rend solch einer Ver­an­stal­tung auf Hoch­tou­ren lau­fen. Wehe, man nick­te auch nur für eine Nano­se­kun­de ein. Dann hat­te der Dozent schon längst die gesam­te Tafel voll­ge­schrie­ben und wisch­te ab. Viel­leicht war das am Ende auch ein Grund, wes­halb ich den uni­ver­si­tä­ren All­tag mehr schätz­te als den schulischen.

Mathe­ma­tik ist ein Spiel mit Spielregeln

Mein Freund, der mich zu die­ser Sache über­re­det hat­te, mach­te ein­mal die pro­vo­kan­te Aus­sa­ge, dass ein Acht­kläss­ler theo­re­tisch gese­hen ein Mathe­ma­tik-Stu­di­um durch­ste­hen könn­te. Auch wenn man das auf­grund der Auf­fas­sungs­ga­be eines Acht­kläss­lers bezwei­feln könn­te, könn­te das auf­grund des Wis­sens­stan­des rich­tig sein: Für ein Mathe­ma­tik-Stu­di­um muss man nichts wissen.

Man lernt von Grund auf alles neu. Man kann sich das als eine Art Brett­spiel vor­stel­len: Wir bekom­men Spiel­re­geln am Anfang vor­ge­stellt („Axio­me“, „Defi­ni­tio­nen“) und sol­len dann an ein Ziel kom­men („Man bewei­se, dass …“). Dafür ent­wi­ckeln wir Stra­te­gien, um mög­lichst schnell an das Ziel zu kom­men („Sät­ze“, „Korol­la­re“, …). Aber natür­lich müs­sen die Stra­te­gien regel­kon­form sein und das müs­sen wir auch bewei­sen. Das war mei­ne haupt­säch­li­che Beschäf­ti­gung, ver­ein­facht gesagt. Dafür waren gute logi­sche Fer­tig­kei­ten gefragt statt Aus­wen­dig­ler­nen. Für mich war dann beson­ders inter­es­sant, dass ich an sich die „Regeln“ so ändern könn­te, dass Aus­sa­gen wie „1+1=0“ Sinn erge­ben. Das ist dann auch der größ­te Unter­schied zur Schul­ma­the­ma­tik: Nichts wird für selbst­ver­ständ­lich genom­men, alles muss scharf defi­niert wer­den. Des­halb kam es auch öfter vor, dass bestimm­te Aus­sa­gen in der Schul­ma­the­ma­tik rich­tig waren, aber auf­grund der schär­fe­ren Defi­ni­ti­on in der Uni-Mathe­ma­tik falsch.

Wich­tigs­te Kom­pe­tenz: Frustrationstoleranz

Ich erin­ne­re mich noch, dass mein Dozent in der aller­ers­ten Vor­le­sung gleich ver­nein­te, so etwas wie Medi­en­kom­pe­tenz im Mathe­ma­tik-Stu­di­um zu ler­nen. Wir wür­den statt­des­sen eine weit­aus wich­ti­ge­re Kom­pe­tenz erler­nen: Frustrationstoleranz.

Damit mein­te mein Dozent, dass man inner­halb die­ses Stu­di­ums an sei­ne Leis­tungs­gren­zen sto­ßen wer­de. Das wür­de frus­trie­ren und Stress ver­ur­sa­chen. Daher die wich­tigs­te Kom­pe­tenz: Frust aus­hal­ten! Und tat­säch­lich habe ich auf­grund der weni­gen, aber schwe­ren Auf­ga­ben des Öfte­ren mei­ne Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz trai­niert und stra­pa­ziert. Übri­gens hat­te der Dozent die­se Sache damals nur erzählt, weil die Tafel „nicht funk­tio­nier­te“. Die Vor­le­sung fand eine hal­be Stun­de zu spät statt und er muss­te von einem Bea­mer able­sen. Wie hoch sei­ne Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz wohl ist?

Mei­ne Tuto­rin an der Uni sag­te auch ganz unver­blümt, dass ich mich mit Mathe­ma­tik als Stu­di­um für eines der schwie­rigs­ten Stu­di­en­gän­ge über­haupt ent­schie­den hät­te. Ein Stu­di­um wie z.B. Film­wis­sen­schaf­ten sei ein rei­nes Lese­stu­di­um, wel­ches nicht so viel logi­sches Den­ken abver­lan­ge. Mein Lei­ter der Übung und Zusatz-Übung woll­te das noch beschwich­ti­gen, dass wir immer­hin nur die Hälf­te der Gesamt­punkt­zahl errei­chen müss­ten für die Prü­fung. Pro Haus­auf­ga­ben­blatt hat­ten wir also min­des­tens zehn Punk­te zu errei­chen. Das ist gar nicht so ein­fach, wie es sich so anhört.

Zwar hat­te ich nie eine Punkt­zahl unter zehn bei einem Haus­auf­ga­ben­blatt, aber so ging es ande­ren anschei­nend nicht. Anfangs war der Hör­saal noch weit über­füllt. Am Ende des Semes­ters schrie­ben wir eine Prü­fung und schät­zungs­wei­se höchs­tens ein Drit­tel aller Stu­den­ten schrie­ben sie tat­säch­lich. Das heißt: Zwei Drit­tel aller Stu­den­ten haben es nicht geschafft, mehr als die Hälf­te der Punk­te in den Haus­auf­ga­ben­blät­tern zu erreichen.

Zusätz­lich wur­de unser Lern­kli­ma erschwert durch einen Streik, der sich über Wochen zog. Lei­der fie­len dadurch zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen aus, die von Stu­den­ten gelei­tet wur­den. So hat­ten wir weni­ger Übung. Mir war der immer lee­rer wer­den­de Hör­saal recht, da ich nicht mehr so stark um die guten Sitz­plät­ze kämp­fen muss­te. Dass das Mathe­ma­tik-Stu­di­um hart ist, merkt man aber an die­ser Durchfallquote.

Anspruchs­vol­le Aufgaben

Wir muss­ten übri­gens alle Haus­auf­ga­ben in Part­ner­ar­beit erle­di­gen. Ich hat­te auch einen Part­ner namens Kon­stan­tin, der es aber nicht zur Prü­fung schaff­te, weil er vor­her auf­gab. Aber selbst in Part­ner­ar­beit – und das sage ich auch aus eige­ner Erfah­rung – wer­den die­se Haus­auf­ga­ben­blät­ter nicht einfacher.

Mein All­tag bestand des­halb dar­in, neben dem Anfer­ti­gen von Auf­zeich­nun­gen in den Lehr­ver­an­stal­tun­gen die Haus­auf­ga­ben mit mei­nem Part­ner zu lösen. Eine Woche war teil­wei­se unfass­bar knapp bemes­sen, obwohl wir uns jeden Tag die Auf­ga­ben ange­schaut haben (und man beden­ke, es sind nur vier bis sechs Auf­ga­ben durch­schnitt­lich). Ich gebe auch zu, dass ich und mein Part­ner oft­mals ein­fach kei­nen Plan hat­ten und uns auch im Inter­net schlau­ma­chen muss­ten. Das pas­sier­te durchaus.

Nach mei­nem Gefühl kommt die beson­de­re Schwie­rig­keit der Auf­ga­ben daher, dass sie im Gegen­satz zu Schul­auf­ga­ben beson­ders abs­trakt und kom­pri­miert for­mu­liert sind. In der Schul­ma­the­ma­tik gibt es oft Auf­ga­ben mit Sach­zu­sam­men­hang und vie­len Infor­ma­tio­nen, wobei man bestimm­te mit­un­ter gar nicht braucht. In der Uni-Mathe­ma­tik ist das alles for­ma­li­siert, ohne Sach­zu­sam­men­hang for­mu­liert, und man wünscht sich manch­mal ein paar mehr Infor­ma­tio­nen, die man sich aber irgend­wie sel­ber her­lei­ten soll.

Des­halb konn­te ich mich wohl glück­lich schät­zen, dass ich es zur Prü­fung schaff­te und sie auch tat­säch­lich bestand. Mein Anfangs befürch­te­ter Zeit­druck habe ich kaum gespürt. Mir kam die Schu­le teil­wei­se auf ein­mal leich­ter vor. Zwar eil­te ich manch­mal von einer Übung in eine Klau­sur an unse­rer Schu­le, um dann anschlie­ßend eine Vor­le­sung zu besu­chen, aber das ging eigent­lich recht gut.

War­um ich den­noch einen rie­si­gen Spaß hatte

Trotz­dem kann ich heu­te sagen: Die­se Erfah­rung möch­te ich nicht mis­sen. Es stimmt, dass die Ver­an­stal­tun­gen sehr schnell von­stat­ten­ge­hen. Dafür gab es immer Neu­es und Inter­es­san­tes zu ler­nen; kei­nen Leer­lauf. Ich muss­te nie mil­lio­nen­fach die Null­stel­len einer Para­bel aus­rech­nen oder irgend­wel­che Unbe­kann­ten her­aus­fin­den; die Auf­ga­ben boten stets Abwechslung.

Eben­so habe ich mich recht schnell an die Geschwin­dig­keit der Uni-Mathe­ma­tik gewöhnt und echauf­fie­re mich manch­mal, wie lang­sam eigent­lich der Mathe­ma­tik-Unter­richt an der Schu­le aus­sieht. Trotz­dem – und das möch­te ich beto­nen – bei der Geschwin­dig­keit ver­ste­he ich nicht alles sofort. Nicht immer. Der „Aha-Effekt“ war aber umso grö­ßer, wenn ich end­lich zuhau­se beim mehr­ma­li­gen Lesen die Zusam­men­hän­ge ver­stan­den habe.

Zwar waren die Auf­ga­ben recht anspruchs­voll, ich muss­te mich trotz­dem jedes Mal aufs Neue einen neu­en Weg über­le­gen. Ich muss­te mei­ne Krea­ti­vi­tät und mein logi­sches Den­ken zum volls­ten Maße aus­nut­zen. Ich habe kei­ne Mus­ter erlernt, die ich tau­send­fach anwen­den kann, son­dern ich erlern­te das selb­stän­di­ge Lösen eines Pro­blems. Dem­entspre­chend haben sich auch mei­ne Schul­no­ten ver­bes­sert. Ver­bes­sert! Die meis­ten haben die Befürch­tung, sie wür­den sich ver­schlech­tern, aber ich bin tat­säch­lich nicht der Ein­zi­ge, der von einer Ver­bes­se­rung von Schul­no­ten spricht. Es mag para­dox wir­ken, aber durch die­se Lehr­ver­an­stal­tun­gen wur­de ich ange­regt, mir mehr Mühe für die Schu­le zu geben und ich schaff­te des­halb wesent­lich mehr.

Ein wei­te­rer Vor­teil – aber das darf ich natür­lich nicht zu laut her­aus posau­nen – ist auch das Nach­ar­bei­ten des Unter­richts­stof­fes. Das, was ich ich in einem Block ver­passt habe – konn­te ich genau so gut in zehn Minu­ten nach­ar­bei­ten, was eine Zeit­er­spar­nis bedeu­tet hat. Der Kum­pel, der mich zu die­ser Sache über­re­det hat, hat auch immer betont, dass man unlieb­sa­me Fächer – bevor­zugt Sport – damit aus­fal­len las­sen könn­te. Das hat er gesagt, nicht ich!

Am Schluss ein Fazit und eine Danksagung

„Stu­die­ren ab 16“ ist eine Erfah­rung, die ich jedem ans Herz lege. Dafür muss man auch nicht – wie ich bereits klar­ge­stellt habe – beson­ders intel­li­gent sein. Man braucht nur die nöti­ge Moti­va­ti­on, den Ehr­geiz und den Mut, das zu wagen. Mathe­ma­tik ist aber nicht jeder­manns Sache. Die hohe Anzahl der Abbre­cher ver­deut­licht das. Abschre­cken soll­te dies aber trotz­dem nicht; dann weiß man wenigs­tens, ob man fürs Mathe­ma­tik-Stu­di­um geeig­net ist oder nicht. Es gibt aber auch ande­re Ange­bo­te. Die TU bie­tet ein brei­tes Ange­bot an natur­wis­sen­schaft­li­chen und tech­ni­schen Fächern. Geis­tes­wis­sen­schaf­ten sind eben­falls im klei­ne­ren Ange­bot dabei und das alles kann man mit „Stu­die­ren ab 16“ bele­gen. Eine genaue Über­sicht fin­det man auf der Web­site von „Stu­die­ren ab 16“.

Ich woll­te mich am Schluss noch bei der Schu­le bedan­ken, dass sie mir eine so umfas­sen­de Bil­dung seit der sieb­ten Klas­se anbie­ten konn­te. Ins­be­son­de­re hat­te ich vie­le Mög­lich­kei­ten, mich zu ent­fal­ten. Ich besu­che den Mathe-Spe­zi­al-Leis­tungs­kurs, stu­dier­te ein wenig Mathe­ma­tik, und habe sogar als fünf­te Prü­fungs­kom­po­nen­te die Gele­gen­heit, mathe­ma­ti­sche Eigen­schaf­ten bei der Sitz­ver­tei­lung von Par­la­men­ten zu beschrei­ben, die ich gefun­den habe. Ganz beson­ders will ich mich des­halb bei mei­nen Leh­rern bedan­ken, die mei­nen aka­de­mi­schen Weg aus­drück­lich unter­stützt haben.

Ich jeden­falls pla­ne, ein wei­te­res Semes­ter an der TU zu ver­brin­gen und mich für „Jugend forscht“ mit einer mathe­ma­ti­schen Arbeit anzumelden.

Ein Gedanke zu “Schü­ler­stu­di­um – ein Erfahrungsbericht”

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