Vor ungefähr sechs Monaten ist es nun geschehen, da habe ich neue Mitbewohner in meiner einsamen Zwei-Zimmer-Wohnung erhalten: Meine kleinen Kinderchen Findus und Maoqiu und sie sind seitdem ein unzertrennbarer Teil meines Lebens geworden. Wie das Erlebnis für mich war und was man beachten muss, wenn man selbst Haustiere achten will, will ich nun schreiben.
Vorgeschichte
Vor vielen Jahren, als ich noch in meiner Heimatstadt Stendal wohnte, besaß unser Nachbar einen Kater. Felix hieß der kleine Racker, der mir im Treppenhaus und im gemeinsamen Innenhof gerne Gesellschaft leistete. Er war ein typischer Tabby mit grau-schwarzer Musterung und einem genervten Blick. Aber welche Katze hatte keinen genervten Blick? Ich habe mit ihm liebend gerne gespielt und geknudelt und Felix liebte es, die Gegend zu erkunden. Direkt an das Haus mit Innenhof schloss sich nämlich das Restaurant meiner Eltern an. Zu gerne liebte es Felix, sich unter die Gäste zu mischen und denen vom Teller einige Fleischstückchen wegzuschnappen. So sehr liebte er es, dass eines Tages der Vermieter des Restaurants und Besitzer von Felix mit Pfefferspray erschien und meinem Vater anwies, er solle, falls Felix nerve, Pfefferspray auf ihn anwenden. Natürlich wandte mein Vater, so tierlieb wie er war, den Pfefferspray nie an.
![Ein grauer Tabby mit grünen Augen](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_1024,h_683/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/Felix-1024x683.jpg)
Als wir dann später aus Stendal zogen, vermisste ich Felix sehr. Eines meiner ersten Wünsche als Kind war es, als wir in Berlin ankamen, dass wir uns eine Katze anschaffen, doch meine Mutter hatte eine Allergie gegen Tierfell, weshalb kein einziges Haustier in Frage kam. Nur für einen Goldfisch blieb etwas Geld übrig, aber ansonsten war jedes Tier verboten, solange ich bei meiner Mutter lebte.
Trotzdem nahm ich meine regelmäßigen Besuche in Stendal zum Anlass, nach Felix zu schauen. Er wurde mit der Zeit älter und schüchterner, denn er vergaß mich wohl, und natürlich wurde er auch dicker, weil er andauernd Snacks von den Nachbarn annahm. Der kleine, schlanke Felix wuchs also allmählich von Besuch zu Besuch zu einer großen, fetten Kugel an. Und eines Tages, als ich wieder in Stendal war, war er weg. „Felix?“, sagte ein Nachbarkind, als ich mich nach ihm erkundigen wollte, „Du meinst den Fettsack? Der ist doch schon seit Jahren tot!“ Der Schock saß tief und ich verspürte tiefe Trauer.
Trotzdem blieb mein inniger Wunsch nach einer Katze tief in mir verborgen. Jahre später zog ich in eine eigene Wohnung ein und ungefähr dann, als meine langen Krankenhausbehandlungen begangen, traf ich eine alte Freundin wieder. Wir kamen zu sprechen und sie erwähnte eines Tages, dass sie sich eine Katze mit dem Namen Bruni geholt habe und nun auf der Suche nach einem felinen Kameraden ist, der Bruni während ihrer Abwesenheit begleiten konnte.
Es kam nicht lange, da besuchte ich sie zuhause, um Bruni zu inspizieren. Ich kann mich noch an unser erstes Treffen erinnern: Direkt schossen die Ohren Brunis in die Höhe und sie verzog sich sofort, als sie mich erblickte. Im Verlaufe des Abends schien die Angst vor mir weniger zu werden und ich konnte das Halten einer Katze erleben. Eine Katze braucht Trocken- und Nassfutter, eine gute Wasserquelle, die bestensfalls nicht direkt am Futternapf ist, damit sie nicht das Wassertrinken vergisst. Ansonsten erhält sie Nierenprobleme. Ein Kratzbaum, mindestens zwei Katzentoiletten und einen Unterschlupf, den Bruni katzentypisch natürlich nie benutzte.
Dadurch habe ich auch gelernt, um wie viel pflegeleichter Katzen sind als Hunde. Schon immer war meine Liebe zu den kleinen Tigern stark, aber sie wurde umso stärker in dem Moment. Die Stubentiger wissen es, wie man kuschelt und eine Toilette richtig benutzt, während diese wilden Wölfe ständig Gassi geführt werden müssen, damit sie auf die Straße kacken.
Findus und Maotschiu
![Findus und Maotschiu als Babykitten. Sie liegen in einem winzigen Weidenkorb.](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_768,h_1024/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/FindusMaotschiuGeburt-768x1024.jpg)
Nach dem Kennenlernen von Bruni schlug mein Herz sofort für Katzen. Ich konnte teils gar nicht schlafen, weil ich am Handy festklebte und nach vielen Katzen suchte. Zwei Tage lang schaute ich mir Katzen an, die nur danach schrien, dass jemand sie adoptieren soll. Mit meinem Vater sprach ich auch und er meinte, man müsse schauen, ob ich bereit für Katzen sei. Und dann sah ich eines Tages ein Inserat von Katzengeschwistern – Bruder und Schwester – die weggegeben werden müssen. Zwei wunderebare kleine Kinderchen, die später meine Haustiere sein sollten.
Ich vereinbarte mit der Besitzerin einen unverbindlichen Besichtigungstermin, zum Glück wohnte sie nicht allzu weit von mir entfernt. Ich ging also zu ihrem Hause und klopfte an. Da sah ich die Besitzerin, blond und klein und mit russischem Akzent sprechend. Sie führte mich zum Hinterhof und es raschelte plötzlich zwischen den Büschen. Da sah ich auf einmal eine recht kleine, aber erwachsene Katze zusammen mit einer ähnlich aussehenden, aber kleineren Katze. Die waren buntgefleckt, was man, so wie ich es später erfuhr, im Volksmund „Glückskatzen“ nannte und von einem anderen Busch sah ich einen kleinen orangenen Tiger mit weißem Bauch hervorspringen.
Es waren zwei wunderbare Kitten, die mit ihrer Mutter gerade im freien spielten und sich besonders von dunklem Buch zu dunklem Busch sprangen. Als ich die kleine Katzenfamilie erblickte, war es um mich geschehen. Jedes rationale Denken, jedes kaufmännische Talent, jede Vernunft war gegangen: Ich musste die Katzen haben!
Also sagte ich der Besitzerin gleich zur ersten Sekunde, dass ich die Kätzchen haben möchte. Statt, wie es sonst zwischen Privatpersonen üblich war, länger mit ihr zu feilschen und zu verhandeln, nahm ich den ersten Preis an, den sie nannte. Gott sei dank war es eine niedrige Schutzgebühr, ansonsten hätte mich diese Frau, die mit ihren unglaublich niedlichen und süßen Katzen einen ungemeinen Verhandlungsvorteil hatte, ein Vermögen aus mir pressen können.
Der erste Tag
![Findus und Maotschiu bei ihrer ersten Ankunft. Sie schauen neugierig aus der Tragetasche.](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_956,h_324/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/FindusMaotschiuAnkunft.jpg)
Also habe ich ihr sofort das Geld gegeben und vereinbart, dass sie mit den Katzen am nächsten Tag vorbeikommen solle. Doch dann kam das nächste Problem: Da mein Katzenwunsch schon länger bestand, aber die tatsächliche Entscheidung, sich Katzen zu holen, aus dem Bauche heraus kam, habe ich rein gar nichts in meiner Wohnung. Der Panik-Modus brach aus mir raus und ich rannte, nachdem ich schon ein ordentliches Sümmchen ausgegeben hatte, sofort zum nächsten Geschäft für Tiere, holte mir vier Futternäpfe, jeweils zwei für Futter und Wasser, drei Katzentoiletten, ein kostenloses Katzenhandbuch und eine ordentliche Menge Katzenfutter.
Am nächsten Tag erschien die Frau auch mit den beiden Kitten in der Transporttasche und ließ die Katzen in meiner Wohnung rauskommen. Sofort begannen die beiden Süßen in kindlicher Manier miteinander zu spielen, während sie meine Wohnung erkundeten. Die Frau wiederum beobachtete das regen Treiben und gab letzte Hinweise. Sie hatte schon Tränen in den Augen und gab dem Tigerkater einen Kuss auf die Stirn. Sie hatte nämlich, so erzählte sie, ursprünglich nur eine Katze, die Mutter, welche in der Wildnis schwanger wurde. Seit der Geburt von den beiden Kitten – es waren auch die einzigen Knuddeltiere aus dem Wurf – zog sie die kleinen Tiger auf. Letzten Endes gab sie die Katzen nur schweren Herzens weg, weil es ihr an genügend Raum für drei Katzen mangelte. Dass die beiden Katzen aber bei mir blieben, der ich ja nicht so weit von ihr wohne, sei ein Glücksfall. Bis heute schicke ich ihr regelmäßig Fotos von den beiden, damit sie sehen kann, dass es ihr gut geht.
Dem Kater gab ich den Namen Findus in Ahnlehnung an die berühmte Kinderbuchreihe und der Kätzin gab ich den Namen Maoqiu, Chinesisch für Fellball. Die beiden Geschwister sind unzertrennlich und doch von so unterschiedlichem Charakter. Für mich waren die ersten Tage die aufregendsten Tage im Jahr, denn es war sehr spannend, die Charaktereigenschaften meiner neuen Mitbewohner bis ins kleinste Detail zu studieren.
Findus ist ein unabhängiger, erkundigungsfreudiger Kater, der gerne wie ein richtiger Kerl breitbeinig sitzt und durch die Gegend mit den süßen Äuglein glotzt. Er soll seinem Vater sehr ähnlich sein. Dadurch wirkt er auch in meinen Augen etwas faul, weil er das meiste isst und oft nur liegen bleibt und beobachtet – zugleich ist er aber auch der einzige, der die Welt außerhalb meiner Wohnung erkundet hatte – bis ich ihn ängstlich zusammengekauert aus dem Keller retten musste.
Maoqiu hingegen ist von fast gegenteiligem Charakter. Sie kommt ganz nach ihrer Mutter. Selbst für eine weibliche Katze ist sie verhältnismäßig klein und scheu. Fremden gegenüber ist sie stets sehr ängstlich und sucht deutlich schneller als der große Katerbruder ein Versteck, um neue Menschen aus der Gegend zu beobachten. Während es bei Findus nur wenige Tage dauerte, ehe er sich nicht mehr hinter der Couch versteckte, dauerte es bei Maoqiu einige Wochen, ehe sie mir vertraute. Während sie sich versteckte, traute sie sich auch selten hinaus zum Essen. Sie schickte meistens zuerst ihren Bruder los, wohl als eine Art Vorkoster, bevor sie sich selbst traute, etwas zu essen. Wegen ihrer kleinen Statur konnte sie sich sogar an Stellen verstecken, wo ich nicht erwartet hätte, dass man sich dort verstecken kann. Ich fand sie schon einmal unter dem Backofen, in einer Schublade oder an ganz exotischen Ecken des Hauses sich vor mir verstecken.
![Maoqiu glotzt mich sehr süß an.](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_1024,h_768/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/MaoqiuGlotzt-1024x768.jpg)
Aber ihr Drang, sich vor mir zu verstecken, war keineswegs dem verschuldet, dass sie Menschen grundsätzlich nicht leiden kann. Nein, im Gegenteil. Nachdem Sie zu mir Vertrauen gefasst hatte, konnte sie gar nicht mehr anders, als ständig an meiner Seite zu sein. Liege ich auf dem Bett, ließ sie sich daneben oder auf meinem Bauch nieder. Saß ich am Computer, legte sie sich auf die Tastatur oder auf meine Beine hin. Auch Findus folgte mir auf Schritt und Tritt, doch er ist keineswegs so anhänglich wie Maoqiu. Er beobachtete mein Treiben immer mit einem gesunden Abstand, es sie denn, es roch nach Schinken oder Joghurt. Dann scheute er sich keineswegs davor, mein Essen in einem unachtsamen Moment zu plündern.
Katzenhalten kann ganz schön teuer sein
Ich habe es aber erst auf die harte Tour gelernt, wie teuer Katzen sein können. Zwar fallen im Gegensatz zu Hunden keine Steuern an, aber die Kosten sind trotzdem riesig. Zum einen fallen einmalige Kosten an, wie das Beschaffen von Katzenzubehör. Ich habe den beiden Stubentigern einen Kratzbaum mit Kuschelhöhlen besorgt und Spielzeugmäuse, sowie ein paar Bälle. Zum anderen fressen die Arztbesuche das meiste Geld.
Meine süßen Kinder waren noch unkastriert, was angesichts dessen, dass ich einen Jungen und ein Mädchen bei mir aufgenommen habe, zu einem Problem werden konnte. Außerdem waren sie noch ungeimpft und es steht eine baldige Entwurmung an. Was die Sache nicht günstiger macht, ist ja, dass Tierärzte kommerziell ausgerichtet waren, also teils bei tierärztlichen Untersuchungen Dinge andrehen wollten, die man möglicherweise gar nicht braucht oder nur als Zusatz. Winzige Entwurmungstabletten konnten gerne 20 Euro kosten, die Impfungen haben je Tier an die 200 Euro (mit Allgemeinuntersuchung) gekostet. Die Kastration meines Katers kostete noch einmal 200 Euro und Maoqius Kastration war fast doppelt so teuer. Und dann holte sich der Staat durch die Mehrwertsteuer einen eigenen Obolus, was ich problematisch finde. Nicht nur weil ich grundsätzlich ein Problem mit der Mehrwertsteuer habe, sondern auch, weil es sich um eine ärztliche Untersuchung gehandelt hat. Ärmere Familien mit Haustieren würden aufgrund der hohen Kosten stärkere Hemmungen haben, sich Hilfe für ihre kleinen Stubentiger zu holen. Entfiele die Mehrwertsteuer, wäre der Preis zwar trotzdem hoch, aber wenigstens spürbar niedriger.
Und es war auch schlimm, den Katzen bei der Kastration zuzusehen. Weil ich nämlich Tierärzte als Hausbesuch buchte (die im übrigen nicht unbedingt teurer sind als Tierärzte mit Praxen), konnte ich die bei der Kastration zu sehen. Zwar schaute ich gespannt zu, aber das ist nichts für schwache Nerven. Beide Katzen sahen nach der Betäubung wie tot aus. Sie bewegten sich nicht und die Augen waren offen. Einzig das schwache Atmen, das man spüren konnte, wenn man die Hand auflegt, war ein Zeichen, dass meine geliebten kleinen Tigerchen noch nicht verstorben waren. Besonders die Kastration von Maoqiu sah grausig aus. Sie hatte eine Bauch-OP und musste so auf ein Brett aufgespannt werden, als shätte man sie an ein Foltergerät genagelt. Das war zwar alles sehr interessant sich anzuschauen, aber ich würde es Menschen, die beim Anblick von Blut schon ohnmächtig werden, nicht empfehlen.
![Findus, mit Halskragen auf dem Bett sitzend, erscheint traurig.](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_768,h_1024/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/FindusTraurig-768x1024.jpg)
Viel Kuscheln und Futter
Eine tierische Begleitung zu haben ist eines der schönsten Dinge der Welt. Wenn die Katze auf einen liegt, man sie streicheln kann und sie dann vor Entspannung schnorren und vibrieren, dann hat man den Himmel auf Erden erreicht. Anfangs war das für mich aber auch etwas hinderlich, weil sie bis in die tiefe Nacht spielten und sprangen, sodass ich nachts die Tür meistens verschließen musste. Mittlerweile kann ich aber auch bei offener Tür schlafen, denn die Samtpfoten sind erwachsen geworden und wissen, dass sie mich nachts nicht stören sollen.
Katzen zu halten heißt aber auch, Verantwortung für sie zu tragen. Dazu gehört es, regelmäßig das Wasser nachzufüllen und in abwechselnden Intervallen jeweils Trocken- und Nassfutter zu geben. Vergisst man insbesondere das Futter über die Nacht, dann klopfen die Katzen penetrant oder beuten die eigenen Lebensmittel aus, die möglicherweise gar nicht für unsere felinen Zeitgenossen genießbar sind. Auch gehört das Katzenklo regelmäßig aufgeräumt, denn ansonsten machen sie ihren Mist auch woanders hin. Leider haben Katzen bis heute nicht die Vorzüge einer Toilette mit Spülung gelernt, aber vielleicht kommt das ja eines Tages, wenn die Evolution weit genug voranschreitet …
Ich hoffe, ich kann damit meinen Lesern einen kleinen Einblick in den felinen Alltag meines Lebens geben und auch Anregungen und Gedanken für diejenigen geben, die einmal darüber nachgedacht haben, sich Katzen zu holen. Katzen können eine Bereicherung sein, aber man muss sich der Verantwortung, die man hat, bewusst werden und auch mit teils sehr hohen Kosten rechnen. Regelmäßige Updates zu meinen Katzen dokumentiere ich auf Twitter unter @bildungstiere.
![Die Mutter von Findus und Maoqiu](https://sp-ao.shortpixel.ai/client/to_auto,q_glossy,ret_img,w_720,h_959/https://bildungskind.com/wp-content/uploads/2023/04/Mutter.jpg)
Ein schöner Erfahrungsbericht 🙂 Freut mich, dass ihr euch gegenseitig gefunden habt und glücklich macht